Die eigene Intuition trainieren [📖]

Du kennst sicher das GefĂŒhl, es vorher gewusst zu haben. Sei es, dass Du ein GefĂŒhl wie „Da stimmt doch etwas nicht!“ hast, doch Dein Verstand einfach nichts entdecken kann. Einige Zeit spĂ€ter dann die Erkenntnis: Du hattest recht! Oder auch die andere Richtung. Eine neue Herausforderung reizt Dich, sie geht Dir einfach nicht aus dem Kopf. Und obwohl die Fakten nicht gerade vielversprechend aussehen, beschreitest Du den neuen Weg. Im Nachhinein erkennst Du, wieso Deine Entscheidung besser hĂ€tte kaum sein können.

Was ist die Intuition?

Intuition (das „BauchgefĂŒhl“) ist eine tiefe, innere Gewissheit, die ohne bewusstes Nachdenken auftritt. Es sind GefĂŒhle, die wir bei gewissen Themen empfinden. Bei Entscheidungen Ă€ußert sie sich oft in einem „hin zu“ oder „weg von“ GefĂŒhl. Im Alltag auch oft in einem GefĂŒhl von richtig/stimmig/förderlich oder eben falsch/unstimmig/hinderlich.

Im Gegensatz zu impulsiven Entscheidungen, die oft als Reaktion auf Ă€ußere Reize oder emotionale ZustĂ€nde auftreten, und dazu dienen, kurzfristige BedĂŒrfnisse zu befriedigen, ist die Intuition bestĂ€ndiger. Sie ist fĂŒr einen lĂ€ngeren Horizont gĂŒltig und auf die Zukunft ausgerichtet. Dies ist es auch, wie sie von Impulsen unterschieden werden kann, durch bestĂ€ndiges EinfĂŒhlen.

Wie lÀsst sich Intuition nun trainieren?

Die Intuition lĂ€sst sich trainieren, indem wir die GefĂŒhle fĂŒr „stimmig“ und „unstimmig“ wieder bewusst wahrnehmen. Es ist essenziell, diese beide GefĂŒhle erkennen zu können, um sie von einem „neutralen Zustand“ (unseren alltĂ€glichen ZustĂ€nden) unterscheiden zu können.

Die einfachste Übung ist „Wahrheit“ von „LĂŒge“ zu unterscheiden. Zu Beginn ist es wichtig eine neutrale Haltung zu finden. Suche Dir fĂŒr den Anfang am besten einen ungestörten und ruhigen Ort. Setze Dich bequem hin, entspanne Dich, atme ein paar Mal tief durch und lass den Alltag einfach kurz Alltag sein. Dieser Urzustand ist quasi Dein Null-Punkt. Als NĂ€chstes sprichst Du eine Wahrheit laut aus. Dies könnte zum Beispiel sein „Mein Name ist 
“ oder „Ich sitze hier.“ Beobachte bereits wĂ€hrend der Aussprache, wie sich Dein KörpergefĂŒhl verĂ€ndert. Welche Reaktionen manifestieren sich in Dir? Kommt es Dir so vor, als wĂŒrdest Du grĂ¶ĂŸer oder weiter? SpĂŒrst Du irgendwo ein kribbeln? Oder wird es Dir irgendwo warm? Empfindest Du eine Leichtigkeit? Ändert sich Deine Atmung? Wiederhole den Satz ruhig einige Mal mit etwas Abstand. Wenn Du dabei auch immer wieder in Deinen neutralen Zustand zurĂŒckkehrst, indem Du Dich immer wieder entspannst und tief durchatmest, spĂŒrst Du vielleicht besser, was sich in Dir tut. Es ist auch okay, wenn Dir am Anfang nichts auffĂ€llt oder Du Dir unsicher bist. Die Intuition ist eine leise Stimme, der wir erst wieder lernen mĂŒssen, zuzuhören. Bevor wir in die andere Richtung starten, ist es wichtig wieder zum Null-Punkt zurĂŒckzukehren. Stehe dazu auf, gehe ein paar Schritte im Raum umher und schĂŒttle Deinen Körper aus. Setz Dich dann wieder auf Deinen Platz und atme ein paar Mal tief durch, so als hĂ€ttest Du Dich gerade zum ersten mal hingesetzt. Nun sprichst Du einen LĂŒge aus. Zum Beispiel „Mein Name ist [falscher Name].“ oder „Ich stehe draußen.“ SpĂŒre wieder in Dich hinein. Welche Unterschiede nimmst Du war? Ziehen sich Muskeln zusammen? SpĂŒrst Du enge? FĂ€llt Dir das Atmen schwerer? Stellt es Dir die Haare auf? SpĂŒrst Du ein Zittern? Wird es Dir irgendwo schwer oder drĂŒckend? Was Ă€ndert sich zu neutral? Vielleicht ist auch etwas gleich zur „Wahrheit“? Lasse es einfach auf Dich wirken.

Wenn Du mit der Übung fertig bist, neutralisiere Dich wieder. Gehe wieder ein paar Schritte im Raum umher und schĂŒttle Dich aus. Du willst ja nicht mit diesem negativ behafteten KörpergefĂŒhl wieder in den Alltag zurĂŒckkehren.

In den Alltag integrieren

Du kannst diese Übung abgewandelt auch spielerisch in den Alltag einbauen, um ein GefĂŒhl dafĂŒr zu bekommen, wie sich stimmig („richtig“) und unstimmig („falsch“) in Dir manifestieren. Wichtig dabei ist immer eine emotional möglichst neutrale Grundhaltung. Gehst Du also entspannt eine Straße entlang und es fahren Autos an Dir vorbei, schau Dir ein Auto genau an und denke „rotes Auto“ oder „schwarzes Auto“ – immer in der richtigen Farbe. SpĂŒre dabei, was sich in Dir tut. Wenn Du denkst, es genĂŒgt, komme wieder in den neutralen Zustand zurĂŒck und mache dasselbe mit der falschen Farbe. SpĂŒrst Du den Unterschied? Du kannst das auch mit anderen Dingen machen, die Du siehst. Einfach einen Gegenstand genau betrachten und eine richtige oder falsche Eigenschaft benennen.

Die Intuition nutzen

Ein guter Zugang zu Deiner Intuition nĂŒtzt Dir gleich doppelt. Wenn Du vor einer Entscheidung stehst, kannst Du auf die gleiche Art wie „Wahrheit“ oder „LĂŒge“ Deine Intuition befragen. Gehe dazu in einen neutralen Zustand und denke an die bevorstehende Entscheidung. Dann wĂ€hle eine Deiner Möglichkeiten und schaue, was sich in Deinem Körper tut. Vielleicht kommen Dir zu diesem GefĂŒhl auch Gedanken. Beobachte sie nur, bewerte sie jedoch nicht! Es ist gut möglich, dass sich Gedanken und GefĂŒhle widersprechen. Zum Beispiel machen Dir die Gedanken Angst, aber die Intuition sagt „stimmig“. Es kann auch sein, dass im Gedanken bereits die schönsten Bilder daherkommen und trotzdem strĂ€ubt es sich in Dir. Bewertest Du die Gedanken, bist Du im Verstand und die GefĂŒhle (und der Körper) werden folgen. Daher lass die Gedanken ziehen und konzentriere Dich auf Deine Wahrnehmung – die Intuition. Wenn Du Dich lange genug eingefĂŒhlt hast, neutralisiere Dich wieder und machst das gleiche Spiel indem Du gedanklich eine andere Entscheidung triffst. – Vergleiche die ZustĂ€nde miteinander. Was davon fĂŒhlt sich am stimmigsten an?

Tipp: FĂŒhlen sich alle Möglichkeiten irgendwie unstimmig an, ĂŒberlege Dir, ob Du vielleicht noch andere Möglichkeiten hast. Lasse dabei ruhig Deine Phantasie spielen. Und falls Du das Spiel mit Gedanken und GespĂŒr gut beherrscht, frag einfach nach einer Lösung und schau, ob Dir Gedanken (Möglichkeiten) in den Sinn kommen. Manchmal ist absurd oder unmöglich doch gar nicht so abwegig. 😉

Die zweite Art, wie Dir Deine Intuition im Alltag helfen kann, ist durch „aufploppen“. Wenn Du ein Gehör fĂŒr Deine Intuition hast, macht sie sich vielleicht auf einmal ungefragt bemerkbar. Ein Satz, ein Vorschlag, eine Situation, etwas in Dir sagt Dir „hin zu“ oder „weg von“. Nimm das GefĂŒhl wahr und schau, welche „Chance“ oder welche „Gefahr“ Deine Intuition erkannt hat. Auch hier gilt: Je besser Dein Zugang zu Deiner Intuition ist, desto wahrscheinlicher und klarer kommen mit dem GefĂŒhl auch die Gedanken.

Viel Spaß beim Üben und Ausprobieren!

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